Der Sonntag war im Stadion Johannisaue der Stadt Fulda zur Dopingkampf freien Zone erklärt worden. Zumindest konnte der aufmerksame Beobachter bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften II diesen Eindruck gewinnen. Der Dopingkontrollraum war verwaist. Kein Helfer hielt nach Abschluss einer Disziplin einem Athleten das Formular unter die Nase, aus dem sich ergab, dass er zur Dopingkontrolle ausgewählt worden sei und seine Probe abgeben müsse. Ob der Verantwortliche für die Dopingprobenabnahme am Sonntag im Stadion war, wusste keiner. Zu sehen war er jedenfalls nicht. Das war am Vortag noch anders. Samstag: der übliche Betrieb hinter der Tribüne: Athleten wurden „gebracht“ und verließen, die einen schneller, die anderen – von der Hitze ausgedörrt – später, den Probenraum.
Auch der ansonsten übliche Stand des DLV war nirgends ausfindig zu machen, an dem sich Athletinnen und Athleten Informationen zum Dopingkontroll-Procedere abholen konnten. Der Doping-Info-Stand der Anti-Doping-Koordinierungsstelle war einfach nicht da. Das, was sich in Zittau bei den Seniorenmeisterschaften I angekündigt hat, wurde in Fulda fortgesetzt.
Am Sonntag erinnerte nur das hastig hingekrickselte Schild „Dopingraum“ daran, dass Dopingkampf auch bei Senioren angesagt ist. Noch in der „Vor-Zittau- und Fulda-Zeit“ hatte der DLV Farbe bekannt, nachdem die Interessengemeinschaft „proMASTERs“ auf die dringende Notwendigkeit hingewiesen hatte, bei Senioren gerade die Aufklärung und Information in den Vordergrund zu stellen. proMASTERs hatte dies mit eigenen Sprechstunden und Anti-Doping-Ständen auch in die Tat umgesetzt. Nach dieser proMASTERs-Initiative hatte sich was getan in Darmstadt. Die Notwendigkeit war – sehr zum Wohlgefallen der überwiegenden Mehrheit der Senioren – erkannt worden.
Noch in Düsseldorf war eine Vereinbarung mit dem DLV getroffen worden, nach der die Maßnahmen mit proMASTERs koordiniert werden, um Doppelgleisigkeit zu vermeiden. Wenn der DLV die Idee von proMASTERs, einen Anti-Doping-Aufklärungsstand bei den Seniorenmeisterschaften aufzustellen, um das Informationsbedürfnis zu befriedigen, übernimmt und einen solchen Stand aufstellt, dann muss proMASTERs nicht auch noch einen Stand aufstellen. Vernunft, Effektivität und Transparenz bahnten sich ihren Weg.
Damit war in Zittau und Fulda aber Schluss. Dass kein Aufklärungs- und Informationsstand aufgebaut war, verwunderte die Teilnehmer. Glücklicherweise war der Anti-Doping-Beauftragte von proMASTERs in Fulda anwesend, der sich, wie schon bei den vergangenen Meisterschaften, den Fragen und Anregungen der Teilnehmer annahm.
Dass es im Dopingraum am Sonntag so ruhig war, mag zweierlei Gründe haben: Entweder war der „doping-officer“ mit seinem Personal anwesend und hatte nichts zu tun, dann fragt man sich, warum. Hätte das Geld nicht anderweitig im Kampf gegen Doping verwendet werden können? Oder es wurden gar keine Proben am Sonntag abgenommen. Dann fragt man sich, ist das noch effektiver Dopingkampf, wenn nur ein provisorisches Schild verrät, dass da doch irgendwas mit Dopingkampf gewesen sein muss und die auf alle Veranstaltungstage zu verteilenden Kontrollen nur an einem Tag genommen werden. Die Anti-Doping-Aktivitäten schon wieder vergessen oder eingeschlafen? Ein Strohfeuer, das Aufflammen des Aufklärungsinteresses des Verbandes?
Gerade der Präsident des DLV hatte bei seinen diskriminierenden Äußerungen vor dem Sportausschuss des Bundestages zur Dopingmentalität bei den Senioren nicht nur für Unruhe und Empörung gesorgt, sondern damit auch den Fokus auf den Aufklärungs- und Informationsbedarf bei den Senioren gelenkt.
Sicherlich wird proMASTERs diese neu entstandene – alte – Lücke wieder zu schließen wissen. Denn die Notwendigkeit von Information und Aufklärung besteht nach wie vor.
Bernd Hippel
19. Juli 2007 um 11:18 |
Guten Tag Bernd Hippel,
Sie haben einen sehr lesenswerten Beitrag verfasst, der mir aus dem Herzen spricht. Bleibt nur zu wünschen, dass dies auch die Verantwortlichen beim DLV zur Kenntnis nehmen.
In dem Zusammenhang vermisse ich auf den Seiten von leichtathletik.de einen aktuellen Hinweis auf die Frist (13.8.07) für das Einreichen der TUE-Anträge in Hinblick auf Riccione. Meines Erachtens hat der DLV eine Fürsorgepflicht für seine Senioren, die leider nicht immer ausreichend wahrgenommen wird. Denn solche wichtige Fakten gilt es regelmäßig zu kommunizieren. Unter den 878 gemeldeten DLV-Riccione Teilnehmern wissen mit Sicherheit nicht alle was ein TUE-Antrag bedeutet.
Wir möchten keine Senioren-Dopingfälle aus Unwissenheit über anmeldepflichte Medikamente mehr sehen!
Für Fragen in Sachen Doping wird tatsächlich durch proMASTERs qualifizierte Aufklärung angeboten. Es wäre schön, wenn dies künftig noch mehr Seniorensportler nutzen würden.
Schöne Grüße
Hans-Peter Skala
20. Juli 2007 um 09:15 |
Fulda scheint ja die Fortsetzung der alten DLV-Politik zu sein. Ich meine damit die >Hubschrauber-Politik<. Diese Hubschrauber-Politik ist einfach zu erklären:
* irgendwo landen,
* viel Staub aufwirbeln
* im Nebel sich verziehen und viel Unruhe hinterlassen.
In Düsseldorf kam die ‚Senioren-Handbuch‘ heraus, wirbelte viel Staub auf, nachdem zuvor der DLV Präsident selbst für den hochprozentigsten Staub (= 80%) gesorgt hatte. Danach kam nichts mehr. Der DLV Aktionismus verschwand im Nebel. Mit dieser Broschüre hatte der DLV seine Pflicht getan, und zwar für Jahrzehnte im voraus.
Von Fürsorge für seine Senioren ist beim DLV wieder nichts (mehr) zu spüren.
Gut wenigstens, dass es Promasters gibt!
Jürgen P. Krause