Oldtimer und Kamloops III

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Kanada weint sich meteorologisch weiter aus und wir sind auf direktem Weg nach Kamloops. Alle Kandaier spielen Golf, den Eindruck muss man gewinnen, wenn man aus Langley raus kommt, jede Mange Plätze und Driving Ranches usw usf. Aber langsam kommen wir aus dem Dunstkreis von Vancouver raus und es wird auf der Autobahn gemütlich wie bei uns Sonntags morgens um 4 30. Ganz wenig Betrieb, aber hier fährt alles stur 110.

Langsam geht es höher und es wird weißer. Einmal sehen wir ein Schild 1442 m, aber wir waren schon höher, überall die Warnungen „Ketten anlegen“ und riesige Parkplätze für die Truckers, um das im Falle des Falles hinzukriegen.  Britisch Columbia erinnert stark an die Alpen, und es ist wenig stressig: gegen Mittag beschließen wir eine kleine Rast, aber Raststätten sind in Kanada Mangelware: Das leuchtet auch ein, wenn denn kaum einer auf der Autobahn fährt, lohnt sich det ooch nicht.

Dann sehen wir ein Schild REST und fahren ab; denn dort muss ja irgendwo ein Restaurant sein. Bekanntlich bildet lesen und als wir denn nach einigen Kilometern vor einem etwas groß geratenen Pinkelhäuschen stehen, fällt mir wieder ein, dass restroom im englischsprachigen Raum Toiletten heißt. Nix mit aurant hinter dem Rest, was wir hoffnungsvoll dazu gedichtet hatten.

Also weiter bis Merritt. Das Navi sagt, dort gibt es Restaurants. Es ist ein Örtchen, wo John Wayne, um die Ecke kommen könnte und seinen Klepper anbinden und in irgendeinem Holzhäuschen verschwinden könnte – man muss sich nur die Autos wegdenken.

Erstaunlich wieder: im Vorraum der Bank ist eine Dame, die beim Bedienen des Geldautomaten hilft. Auf ihre Frage, ob wir zu den Olympics hier sind, antworten wir, dass wir zur Leichtathletik-WM fahren und sie antwortet: „Ah ja nach Kamloops„. Dasselbe stellen wir dann auch nach Ankunft in Kamloops in unserem Hotel fest, alle haben ein T-Shirt an mit WORLD MASTERS ATHLETICS drauf. Schnell eingecheckt, und Hallenvisite ist angesagt sowie leichtes Training, täglich 2 x und jedes mal ein Schüppchen drauf. 15 Minuten zu Fuß sind es vom Hotel, das hatten wir ja mit Bedacht so ausgewählt. In der Halle sind noch die British Columbia Highschool Meisterschaften, und es ist jede Menge los, aber ich finde noch ein Eckchen und mach mein Aufbauprogramm, am Schluss drei Antritte. Tja geht, morgen mehr.

Was macht der Jetlag ? Vom Loungeroom des Hotels in der dritten Etage hat man einen wunderbaren Ausblick über das Tal von Kamloops, ein großer Fernseher, Eishockey-Halbfinale und ein Steak, doch um 20 00 Ortszeit ( 5 00 MEZ ) fallen mir die Augen zu. Akku leer. Also bin ich wieder um 21 00 Ortszeit im Bett und weiß, dass die Nacht noch lang ist.

Diesmal ist es 3 08 Ortszeit als ich wach werde, geweckt von einem Krampf im rechten Unterschenkel, prima, an dem hatte ich noch nie was. Was jetzt ? Der Muskel ist hart wie ein Knochen. Krämpfe habe ich nie und seit 6 Woche schlucke ich 300 mg Magnesium, um die Speicher zu fuellen. Zum Glück haben wir eine Badewanne, und ich lasse mir Wasser ein. Unter uns wohnt keiner und mein Freund, Gegner und Staffelkamerad Udo ist in einer Tiefschlafphase.

Das heiße Wasser tut gut und gibt Zeit für Gedanken wie „wäre Nording-Walking mit dem Rollator nicht besser furer mich“. Naja: Wer mit einem Oldtimer Rennen fährt. Ich muss halt viel an der Karre rumschrauben, tröste ich mich. Es gibt etwas Linderung und ich bearbeite den Unterschenkel mit dem Reizstromgerät, anschließend noch Brennessel-Chili-Ingwer-Oel zum Einmassieren. Jetzt weiß ich, warum der Wirkstoff des Chili Capsaicin, bei Pferden ohne vorherige medizinische Genehmigung angewendet, als Doping gilt: Es brennt wie Hölle und erinnert mich an starken Sonnenbrand. Aber egal, wenn’s hilft. Ich beschließe, heute  einen Mittagschlaf einzulegen, damit ich – eigentlich Sternzeichen Nachteule – ueber 21 00 hinauskomme.

Inzwischen ist es mir auch gelungen, Handyverbindung zu bekommen, nachdem ich die Einstellung auf triband geändert habe, aber telefonieren ist problematisch bei 9 Stunden Zeitunterschied merke ich, als ich von meiner Frau geweckt werde, für die es ja schon später Nachmittag ist. Also immer 9 Stunden drauf oder runter rechnen, dann bleibt nicht viel gemeinsame Kommunikationszeit.

Beim Frühstück treffen wir auf den kompletten DLV-Betreuerstab und planen den Samstag, der „um 11 00 Training und dann Downtown Innenstadt anschauen“ heißt und am Nachmittag nochmal Training – jeweils ein Schueppchen drauf – und Massage für die neue Baustelle Unterschenkel.

Die 200m werden ja leider nicht für mich drin sein; es stimmt ,was mir ein Kanadier bei der WM in Lahti sagte. Dass die Kurven nicht überhöht sind, ist nicht das schlimmste, die Bahnen sind nur 3  statt 4 Fuß breit, also statt 1,23 m halt nur ein Yard. Ich habe in Düsseldorf in der Halle trainiert, innen neben Bahn 1 volle Lotte zu laufen, ich kann’s und mit 1,70 m fliege ich auch nicht so leicht aus der Kurve wie die Freunde des langen Schrittes.

Vielleicht ist das mit dem Nordic -Walking mit Rollator ja doch der bessere Plan. Aber wie heißt mein Motto: ICH GEBE NIEMALS AUF, NICHT MAL MEIN GEPÄCK. Also nicht klagen, jetzt wieder Strom und dann trainieren.

Winfried

(Foto: Oldtimer, Rolf Handke; Uhr, Karin Jung; beide pixelio.de)

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