„Das geschäftsführende Präsidium des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) hat Cheick-Idriss Gonschinska (42) zum 15. September als neuen Cheftrainer Track berufen. Der diplomierte Sportwissenschaftler aus Leipzig löst Rüdiger Harksen ab, der künftig die Aufgabe des Bundestrainers Hürdensprint Männer und Frauen übernehmen wird.
„Rüdiger Harksen ist nach den Olympischen Spielen in Peking 2008 in die Position des Cheftrainers Track berufen worden und war gleichzeitig Disziplintrainer Frauensprint. Diese Doppelbelastung sollte spätestens nach der EM in Barcelona beendet werden. Rüdiger Harksen hat mich nach den Europameisterschaften darum gebeten, ihn vom Amt des Cheftrainers zu entbinden. Er möchte sich künftig wieder ausschließlich in eine der leistungsstärksten Kaderdisziplin im Trackbereich einbringen. Diesem Wunsch haben wir entsprochen“, sagte DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen. „Ich bin davon überzeugt, dass Gonschinska als Cheftrainer Track und Herbert Czingon als Cheftrainer Field auch künftig erfolgreich arbeiten werden.“
Gonschinska war zuletzt DLV-Bundestrainer Hürdensprint (Männer/Frauen) und arbeitet seit 15 Jahren mit Bundeskaderathleten im gesamten Track-Bereich zusammen. Die Entscheidung wurde vergangene Woche bei einer Klausurtagung der DLV-Trainer in Würzburg bekanntgegeben und wird bei der Spitzensporttagung in Kienbaum (17. – 19. September) noch einmal ausführlich erläutert.“
Abgesehen davon, dass ich mich frage, ob man als oder zum Trainer beruft, stehe ich rätselnd vor diesem Track. Wie Sie, liebe Leser, weiß ich: Die Drillinge Tick, Trick und Track (englisch Huey, Dewey, and Louie) sind die Neffen Donald Ducks. Sie leben bei ihrem Onkel in Entenhausen, nicht in Leipzig. Die drei sind Pfadfinder beim Fähnlein Fieselschweif und machen keine Leichtathletik. Wieso ist einer von ihnen jetzt beim DLV? Tatsächlich trägt Track ein rotes Knit Training Jacket oder vielleicht auch nur ein Männer SS Baselayer, die uns der DLV verkaufen will; letztere Bezeichnung lässt mich übrigens -ganz unabhängig vor dem Inhalt der Track-Presseerklärung- aus einem ganz anderen Grund frösteln.
Ach, ihr lieben DLV-Sprachpantscher , könnt Ihr nicht ganz einfach deutsch von Lauf, Sprung und Wurf reden und schreiben, anstatt einen Neffen von Donald Duck zu bemühen?
Nachtragskorrektur – Gerade lese ich: Offiziell trägt Tick eine rote, Trick eine blaue und Track eine grüne Kappe. Also doch nichts Rotes aus dem DLV-Shop. Nun, immerhin ist grün die Farbe der Hoffnung…
Schlagwörter: Cheick-Idriss Gonschinska, Deutscher Leichtathletik Verband, DLV, Donald Duck, Entenhausen, Leichtathletik, Leipzig, Rüdiger Harksen, Sprachpanscher, Tick Trick und Track, Trainer Track
9. September 2010 um 06:26 |
Eine vertrackte Sache:
Grün ist die Farbe des Islam. DLV quo vadis?
Sprache:
Eine Nachtragskorrektur ist eine Korrektur des Nachtrags. Dahingegen ist ein Korrekturnachtrag dasjenige das man hatte schreiben wollen aber nicht konnte.
Nachtrag:
Track ist nur Laufen; Springen und Werfen ist Field.
Gibt es beim DLV einen Cheftrainer Field?
Wenn ja, dann möchte ich von ihm eine Medaille.
Dann hätte auch ich endlich eine Fieldsmedaille.
9. September 2010 um 08:37 |
Die vertrackte Sache mit dem Cheftrainer-Wechsel-Trick hat beim DLV zum Englisch – Tick geführt.
9. September 2010 um 15:36 |
Liebe Annette, die Verwendung / Verwender von unnötigen Anglizismen in im allgemeinen Sprachgebrauch zu kritisieren, ist auch bei den Informationen des DLV für seine Mitglieder und die interessierten Medien richtig und immer wieder nötig.
Wir alle (auch du in deinen Kolumnen) benutzen oft unüberlegt engl. Vokabeln (manch einer, um besonders gebildet zu erscheinen): Wir melden uns nach dem „warm up“ im „call-room“, beugen uns ggf. dem „Safety-Officer“ usw. Mir als Sachse und in der DDR (leider!) unzureichend mit der engl. Sprache konfrontiert, gefällt das am wenigsten. Der Überflutung mit engl. Worten können wir nur dadurch begegnen, dass sie außer dort wo sie nicht schon längst n o r m a l verwendet werden (etwa im „annettes BLOG“ , beim „surfen“, … ) nicht benutzt werden. – Ich gehe weiter zum „Aufruf“, zum „Stellplatz“, laufe mich
nach dem Wettkampf aus (denglich:“warm out“ oder „run out“?), nur vor dem „chaperon“ auf dem Weg zum „Doping(kontroll)-room“ möchet ich einen Bogen machen.
Viel wichtiger als die Polemik zu den „DLV-Sprachpanschern“ ist die Information zum neuen Cheftrainer, seiner Person und Qualifikation.
Neben der Hilflosigkeit des DLV, die bei diesem „Wechsel“ (wohl mehr eine „Kaderrotation“) erkennbar wird, fällt auf, dass uns hier ein mäßig erfolgreicher Trainer (bes. im letzten Jahr) als „Sportwissenschaftler“ verkauft wird. Als ehem. Hochleistungssportler der DDR absolvierte er gerade noch bis kurz nach der Wende ein Diplomsportlehrestudium in Leipzig in der Form einer umfangsreduzierten Ausbildung wie sie bei Leistungssportlern üblich war. Als Sportwissenschaftler arbeitete er nie.
Ähnlich wie bei der (Teil-)Anstellung von Springstein hat hier wohl der DLV einen Fehler gemacht, etwas unüberlegt entschieden; die Recherchen Doping-aufklärender Journalisten werden wahrscheinlich bald folgen …
H.Klimmer (sen.)
9. September 2010 um 20:05 |
@Klimmer
Auslaufen = cool down;
dahingegen: Ruhe bewahren = keep cool;
aber: Schnell laufen = Sprint;
schliesslich: „Laufen“ bedeutet bei den Schweizern gehen; und dort – hier – heisst „springen“ schnell laufen, den die Schweizer haben immer schon gewusst, dass der Sprint (dt. Schnelllauf) eine Folge von Sprüngen ist.
Pino Pilotto, der mehrere Schritte, mehrere Sprünge gar, braucht, um auf einen Sprung von Klimmer-Länge zu kommen.
9. September 2010 um 20:52 |
Auch hier finde ich mich bei Hellmuth Klimmer „durchblickend“ wieder. Die Sprachpanscherei geht mir auf den Wecker, wobei das Gehabe, sich in Anglizismen zu ergehen, manchmal auch peinlich ist. Es gibt eine Organisation in Deutschland, die sich mit diesem Thema „Denglisch“ auseinandersetzt (Name der Org. ist mir entfallen) und die noch kürzlich den bekannten Fernseh-Journalisten Fritz Pleitgen ob seiner „local heros“ und „volunteers“ bei der Kulturhauptstadt Ruhr als Sprachpanscher 2010 gegeißelt hat.
Leider wiederholen sich in Deutschland periodenhaft die Anleihen bei fremden (und toten) Sprachen, Mal waren es die alten Römer, die sprachbestimmend waren, was uns als Schüler veranlasste den Satz zu prägen „der Usus von Fremdwörtern ist auf ein Minimum zu reduzieren“ und mal waren es die Franzosen mit ihren Trottoirs und Pissoirs, die uns einen sprachlichen Stempel aufzudrücken suchten.
10. September 2010 um 08:06 |
Die „lingua franca“ bei den Römern war griechisch. Im Mittelalter war es eine Art Latein – die lingua franca eben. Heute ist dies englisch.
Deutsch hingegen wird nie die lingua franca sein. Auch wenn man wollte.
Als Stammessprache mag sie gerade noch hingehen. Mehr nicht.