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… oder Ross und Reiter

„Der DLV“ hat in Leipzig entschieden, die Senioren, die unter 40 sind, in die „Wüste“ zu schicken, sie nicht mehr als Senioren anzusehen. Dieser Beschluss hat allenthalben Bestürzung und Unverständnis hervorgerufen. Diese Altersklasse fühlt sich „vom DLV“ auf die Straße gesetzt.

Wer ist denn „der DLV“, der dieses „Todesurteil“ verkündet hat?

Der Ausschluss der Senioren U40 basiert auf einer Änderung der Leichtathletik-Ordnung des DLV, in der die Altersklassen in § 3 definiert sind. Diese Änderung hat der Verbandsrat in Leipzig beschlossen. Der Verbandsrat besteht aus den Präsidenten der zwanzig Landesverbände sowie den Mitgliedern des Präsidiums. Bei Änderung der Leichtathletik-Ordnung gilt das sog. „qualifizierte Stimmrecht“, d.h. jeder Landesverband hat, entsprechend seiner Mitgliederzahlen, unterschiedliche Stimmen, nämlich pro angefangene 5.000 Mitglieder eine Stimme. Zusammen kommen dabei insgesamt 189 Stimmen. Hinzuzuzählen sind die Stimmen der Präsidiumsmitglieder und die eines weiteren (neben dem im Präsidium bereits vertretenen Athletensprecher) Athletenvertreters. Dies sind – einschließlich der Ehrenpräsidenten – insgesamt 15 plus ein Athletenvertreter mit jeweils einer Stimme. Über die Änderung der Leichtathletik-Ordnung entscheiden daher insgesamt 205 Stimmen, die Mehrheit. Die beiden ebenfalls zum Präsidium gehörenden IAAF- und EA-Council-Mitglieder Prof. Helmut Digel und Frank Hensel sind bereits Präsidiumsmitglieder – wobei die aktuelle DLV-Satzung immer noch davon ausgeht, dass es sich beim EA- um ein EAA-Council-Mitglied handelt..

Eine Änderung der Leichtathletik-Ordnung bedarf daher der Mehrheit der abgegebenen Stimmen, also, wenn alle Mitglieder anwesend sind und abstimmen, 103 Stimmen.

Damit man sich einmal einen konkreten Überblick verschaffen kann, wer über die Abschaffung der Altersklassen M/W 30/35 abgestimmt hat und mit wie vielen Stimmen, hier eine Zusammenstellung – auch als Hilfe, um sich konkret an die Entscheidungsträger des „Leipziger Beschlusses“ zu wenden.

Hier werden Ross und Reiter benannt!

Blasius Hippel

 

(oFto: Abstellgleis von ©  Herbalizer)

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Eine Antwort to “103”

  1. Klimmer, Hellmuth Says:

    Ganz hervorragend und überaus dataillierend informirend – der Beitrag von Blasius H i p p e l . (Ist’s sein Klarname? oder versteckt sich hier ein überaus bestens mit den Strukturen des DLV Vertrauter mit genauester „Innensicht“?)
    Gut, dass dem im Allgemeinen an derlei bürokratischen Strukturen uninteressierten „Normal-Leichtathleten“ einmal diese Scheindemokratie im deutschen Sport vor Augen geführt wurde. Was allerdings fehlt, ist eine Ursachenforschung für diese hanebüchene Ungerechtigkeit, gegen die ich übrigens schon zwei Jahrzehnte (seit dem Verbandstag in Salzgitter [1990], als wir Ostdeutschen hinzukammen) opponiere. Der Grund ist (ich gebe die mir vor Jahren von einem Präsidiumsmitglied erhaltene Begründung wieder):Für jede Stimme müssen die Landesverbände einen „Verbandsbeitrag“ [2001 zum Verbandstag in Wunsiedel auf 3.000.- DM erhöht] pro Jahr zahlen. Die Einahme des DLV betrug im Jahr 2000 so insges. 534.000 DM. „Auf diese Einnahmen können wir nicht verzichten“, so der integre Funktionär zu mir.

    Die damit einhergehende undemokratische Stimmenmaximierung wäre aber sehr leicht zu korrigieren, indem man die Stimmanzahl der stärksten LV auf immer noch gewichtige f ü n f limitierte, (so, wie es in politischen Weltgremien und bei Abstimmungen in den intern. Seniorenverbanden festgelegt ist), aber den zu zahlenden Verbandsbeitrag der LVs beibehielte. Denn in einer wirklichen Demokratie sollen doch n i c h t „die Meisten“, sondern die entscheiden, die relevante, fortschrittliche Vorschläge einbringen.

    Hellmuth K l i m m e r

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