Heute berichten die Medien, Deutschlands Antidrogenkämpfer Nr. 1, der Heidelberger Biologe Werner Franke, habe den Ex-DLV-Trainer-des-Jahres Thomas Springstein angezeigt. Zur Erinnerung: Das Amtsgericht Magdeburg hatte Leichathletiktrainer Springstein im März 2006 wegen eines Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz in besonders schwerem Fall zu einer Bewährungsstrafe von 1 Jahr 4 Monaten verurteilt. Springstein hatte der minderjährigen Anne-Kathrin Elbe Anabolika ausgehändigt, die sie einnehmen sollte. Die damals 16-jährige zeigte aber Zivilcourage, wandte sich an den DLV, und das Strafverfahren gegen Springstein nahm seinen Lauf.
Weitere Ermittlungsvorwürfe gegen den Leichtathletiktrainer wurden damals gegen ihn schließlich eingestellt – eine im Strafverfahren durchaus übliche Praxis, zumal wenn ihr eine Absprache zwischen Staatsanwälten und Verteidigern vorausging. Frankes Heidelberger Rechtsanwalt Lehner entrüstet sich jetzt darüber: „“Wie man sowas 2006 in Deutschland noch einstellen konnte, ist nur politisch erklärbar.“
Tatsache ist aber die Einstellung des Verfahrens, der offenbar, glaubt man Lehner insoweit, eine entsprechende Absprache zwischen Staatsanwaltschaft und den Verteidigern von Springstein voraus ging, zu denen auch der ebenso renommierte wie hochseriöse Hamburger Rechtsanwalt Johann Schwenn zählte. Dann aber ist kein Raum für neue Ermittlungen. Für die (versuchte) Körperverletzung an Anne-Kathrin Elbe ist Springstein ohnehin verurteilt, weil sie mit dem Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz einher ging. Niemand, auch kein Dopingtrainer, wird zwei Mal wegen einer Tat bestraft.
Und wenn sich also damals Staatsanwälte und Angeklagter tatsächlich einigten, ist eine neue Strafverfolgung Springsteins nur möglich, wenn die Staatsanwaltschaft ihre Zusagen bräche – ein in einem Rechtsstaat nicht denkbarer Vorgang. Das alles mag man bedauern, es ist aber so. Die Messe gegen Springstein ist gelesen.
Ich sehe das Medien-Echo der Strafanzeige und glaube fast, dass es auf diesen Medienreflex ankam bzw. ankommen sollte. Mir sieht das eben alles sehr nach „action“ aus, und ich finde, der mehr als verdienstvolle Professor Franke sollte derlei „action“ lassen. Es schadet nach meinem Empfinden seiner Seriösität und hilft damit dem Antidopingkampf nicht wirklich.