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6 Prozent

21. April 2008

Wer hat die WDR-Sendung „sport inside“ am 21. April gesehen? Und was hat die Sendung gebracht?

Ich meine: Das Problem ist, dass niemand etwas weiß, aber alle etwas zu wissen glauben, obwohl sie wie gesagt gar nichts wissen. Die Rede ist vom Doping, seinem Umfang und seinen Kontrollen sowie vom 5-Minuten-Bericht darüber, den heute Abend die WDR-Sendung dem Doping im Seniorensport allgemein und dem Doping in der Seniorenleichtathletik und dem Seniorenradsport im Besonderen widmete.

Letztlich hat der Bericht kaum etwas Neues gebracht, was interessierte Masters nicht schon wussten. Abgesehen davon, dass man jetzt die Anzahl der Kontrollen bei Deutschen Hallen-Meisterschaften kennt: „Wir machen heute vier und morgen zwei!“ hieß es. Wenn es denn stimmt. Die taz schrieb, es seien acht – naja, kein wesentlicher Unterschied.

Was in der Sendung aber nicht gesagt wurde: Die Hälfte der „positiven“ Kontrollen der letzten Jahre waren Zielkontrollen á la Susanne Pumper. Die Verantwortlichen kennen also schon ihre Pappenheimer.

Natürlich kann man die noch besser erwischen, wenn Geld auch für „out-of-competition-Kontrollen“ oder jedenfalls für Kontrollen auch bei allgemeinen Sportfesten vorhanden ist und diese dann auch praktiziert werden. Erst wenn betrügende Mastersathleten damit rechnen müssen, aufzufliegen, hat unsauberer unfairer Sport keine Chance. Da sind wir dann wieder beim „Arno-Euro„. Er muss endlich kommen. 1 Euro pro Startmeldung stört niemanden, bringt aber Finanzen, um mehr und besser zu kontrollieren. 

Dann brauchen wir uns keine Gedanken mehr darüber zu machen, ob nun tatsächlich 6 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer deutschen Meisterschaft gedopt sind, wie der WDR-Beitrag meinte. Dann kontrollieren wir und spekulieren nicht. 

Ach ja: Wenn die DLV-Antidopingbeauftragte Dr. Anne Jakob  in der Erfurter Leichtathletikhalle bei den Senioren-Hallenmeisterschaften dieses Jahres keinen Besuch informationshungriger Mastersleichtathleten hatte (was im März bereits die taz und jetzt der WDR mit erhobenem Zeigefinger berichteten), dann aus zwei Gründen:
Einmal haben die engagierten Antidoping-Streiter um proMasters in den letzten Jahren Aufklärung, Aufklärung und noch einmal Aufklärung geleistet. Und zweitens wendet man sich bei der notwendigen Einnahme von Medikamenten besser direkt an die NADA, wie ich es vor zwei Jahren gemacht habe. Die Antwort kam schnell, kompetent und vor allem lange vor dem Wettkampf, an dem ich teilnehmen wollte; ich brauchte damals übrigens keine TUE. Heute geht es bekanntlich noch schneller, denn es gibt den proMasters-Findex, den Rüdiger Nickel geschaffen hat. Eigentlich war das eine Aufgabe für den DLV, der aber im letzten Sommer mitgeteilt hat, nicht einmal mehr die TUE-Anträge an die NADA weiterleiten zu wollen…

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Ziel

19. April 2008
Es geht einmal mehr um Doping. Da hat der Name „Pumper“ im jüngsten Dopingskandal der europäischen Leichtathletik ja  durchaus etwas… Bedeutsam ist,  dass die positive Probe der Langläuferin Susanne Pumper (W35) nach einer mutigen Aktion von Wilhelm Lilge, der Sportkoordinator bei Pumpers Verein LCC Wien ist, zustande kam; das erinnert mich an ähnliche, erfolgreiche Kontrollen in Deutschland. Lilge hatte Zielkontrollen beantragt, wollte sich nach Dopinggerüchten um die Sportlerin Klarheit verschaffen. Offenbar hat in diesem Fall „Intelligent Testing“ (Zielkontrolle) gegriffen. Es handelt sich dabei um unangekündigte Dopingkontrollen (oft abseits von Wettkämpfen) zu Zeitpunkten, an denen die Wahrscheinlichkeit am größten ist, dass der Sportler zu verbotenen Mitteln greift.
 
Die internationalen Verbände der Seniorenleichtathletik sollten hieraus Konsequenzen ziehen. Zum Beispiel die, dass Mastersathleten sich ausdrücklich dazu verpflichten müssen, nicht nur bei den Meisterschaften selbst sondern ganzjährig für Dopingkontrollen zur Verfügung zu stehen, wenn sie sich für Meisterschaften anmelden. Oder jedenfalls ab Anmeldung zu einer Meisterschaft. Finanziert durch die 1-Euro-Extra-Startabgabe, den nach Ideengeber Hamaekers benannten „Arno-Euro“, könnten dann effektive Zielkontrollen für eine sauberere Masters-Leichtathletik sorgen. Denn genau so wie Eitelkeit, Geltungsstreben und übertriebenen Ehrgeiz gibt es auch Doping-Betrug in jedem Alter und allen Altersklassen.