Posts Tagged ‘Margit Jungmann’

Formschreiben

23. Juli 2013

Bildschirmfoto 2013-07-23 um 22.52.50Formschreiben, Serienbriefe und Newsletter gehören zu den Bürotätigkeiten mit Prioritäten-Vermerk. Da gibt es nicht viel zu denken, nicht viel zu schreiben; die Tasten bewegen sich automatisch.

So muss man sich das Rundschreiben vorstellen, das vor Monatsfrist die Geschäftsstelle in Darmstadt verlassen hat. Die Medaillengewinnerinnen und Medaillengewinner der EVAA Straßenlaufmeisterschaft im tschechischen Upice wurden beglückwünscht für Gold, Silber oder Bronze. Unterzeichnet vom DLV-Vizepräsidenten Dr. Matthias Reick und seiner Senioren-Verantwortlichen Margit Jungmann. Beide freuen sich immer gemeinsam über Erfolge und Medaillenspiegel bei Europa- und Weltmeisterschaften und leiten daraus die Vormachtstellung des DLV weltweit ab.

Beim jüngsten Glückwunschschreiben verließ der DLV, der bekanntlich laut Satzung sich beim Thema Politik Neutralität auferlegt hat, diese Neutralität aber dann so weit, dass die Sudentendeutschen diesem Verband in Kürze wohl eine Sondermitgliedschaft anbieten werden. Denn wann hat es schon einmal Zeiten gegeben, wo ein Verband mit Weltbedeutung die alten (politischen) Zeiten wieder herausbeschwört?

Steht doch im Schlusssatz des DLV-Glückwunsches klar leserlich „…im eigenen Land“. Upice – im eigenen Land, laut Formschreiben des DLV vom 17. Juni 2013.

Ralf Peters

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Aprilscherz?

3. April 2011

An Gerüchten, so der Volksmund, ist immer etwas Wahres. Und so wird manches Gerücht auch gern auf die Warmhalteplatte gelegt, um dann bei etwas mehr Fleisch erneut angefeuert werden zu können.
Getrost kann man die 1.-April-Geschichte auf lampis.net der Gerüchteküche zuordnen, wenngleich die Unzufriedenheit im Seniorenlager dadurch nicht gebremst wurde.
Die Nonchalance, mit der der gewählte DLV-Vizepräsident Dr. Matthias Reick und die berufene BA-Vorsitzende Margit Jungmann mit Themen des Seniorensports umgehen, werden zum Reizthema der größten Mitgliederbewegung im Fachverband.
Zwar ist die Gründung eines ‚Deutschen Senioren Leichtathletik Verbandes‘ (DSLV) ein fast zynischer  Anlass zu einem 1.-April-Beitrag gewesen, die Gedankenspiele um eine Absonderung (und damit bessere, respektvollere Betreuung der Seniorinnen und Senioren) reißen jedoch nicht ab.
Bei all diesen (Abspaltung-)Spielen kommen immer mehr unsere europäischen Nachbarn als Vorbild ins Spiel; Nachbarn wie die Finnen, die Polen, die Briten, die Schweizer. Sie haben ihre eigene Senioren-Sektion; eine Sektion, die die deutschen Leichtathletiksenioren durchaus bei den Turnern ansiedeln könnten.

Denn die deutschen Turner (DTB) haben eine selbstständige Sektion Leichtathletik, führen Mehrkämpfe (mit Leichtathletik) durch und sind vom DOSB als Dachverband anerkannt, eine Grundvoraussetzung für eine offizielle Fachverbandsbeitritt.

Und noch dies:  Heinrich Clausen ist ehemaliger DLV-Mitarbeiter mit großer Erfahrungn  in der Organisation von gleich zwei Leichtathletik-WM, einer EM und internationalen Seniorenmeisterschaften; mit wenigen anderen rettete er die Senioren-WM in Durban, als sie im Organisationschaos überforderter Gastgeber abzusaufen drohte. Und jetzt ist eben dieser Heinrich Clausen seit dem 1. Februar 2011 beim DTB tätig. Dies könnte den Wahrheitsgehalt des April-Gerüchtes und die damit verbundenen Gedankenspiele erhöhen oder auch nicht…

Seit Leipzig jedenfalls ist die Welt der Leichtathletik-Seniorinnen und -Senioren in Deutschland eine andere geworden. Fragt sich nur, ob der 1. April nur mit Flunkereien erklärbar ist oder ob da die Warmhalteplatte mehr anheizenden Charakter hat.


Ein Kommentar von Ralf Peters

Gent

20. März 2011

Gent präsentierte eine angenehm freundlich organisierte Hallen-EM. Geknirscht hat es nur hinter den Kulissen zwischen den Flamen und … – aber das ist gleichgültig. Hoffen wir, dass die Spanier in zwei Jahren ähnliche Arbeit abliefern. Allerdings wackelt der Organisator San Sebastian gerade gewaltig, wie ein ebenso angestrengter wie aufgeräumter EVAA-Präsident Dieter Massin am Samstag beim Technical Meeting zu berichten wusste. In Spanien ist aber noch nicht das letzte Wort gesprochen, so dass San Sebastian ebenso Ausrichter sein kann wie ein anderer Ort. Wir haben uns am Freitagabend im „Le Mystique“ in Hoogport auf das schottische Edinburgh als Austragungsort verständigt: Mike Smith und der andere Mike aus UK mit ihrem Coach und Herbert, Hans und… -aber das ist auch gleichgültig. Es war jedenfalls ein schöner Abend.

Überhaupt wissen wir: Das ostflandrische Gent ist eine Reise wert, wie die Australier im nächsten Jahr mit ihrem Olympiateam erleben werden und Kalli Flucke schon vorher wusste, der mit Jörg Reckemeier (er sitzt wirklich nicht auf den gepackten Koffern, lieber Dieter Tisch) und Jörg Erdmann die Betreuerfahne des DLV hochhielt- zusammen mit Margit Jungmann, der allerdings der Faux pas unterlief, die Masters zur EM „ganz herzlich im nächsten Jahr in Deutschland“ einzuladen, wo sie doch im Dreiländerck Deutschland-Polen-Tschechien stattfindet. Danke an sie für die Arbeit und an unseren Physio Thorsten Beckemeyer  (Hamm). Und die wunderbare PR-Kampagne der Franzosen für eine WM in Lyon 2015. Und den engagierten EVAA-Sekretär Kurt Kaschke, der vor Müdigkeit Abends beim Italiener fast einschlief. Und natürlich den Briten Tom Philips, der am letzten Tag in einem irischen (!) Trikot seine beeindruckenden Fotos schoss.

Gefreut habe ich mich über die überraschende Goldmedaille der deutschen W55-Staffel, über unerwartetes Bronze für Roswitha Schlachte und Hermi Staubermann und Jörg Senders furiose 800m, den demütig-fairen Guido Müller und den überglücklich-stolzen Arno Hamaekers. Und all die Werfer, für die sich Axel Hermanns immer ins Zeug legt.

Also, es war das erwartet wunderbare Sportfest der europäischen Sportfamilie mit großer Freude und ganz viel Spaß an der  Leichtathletik. Und mit großartigen Leistungen. Danke, Gent!

Zentralkomitee

27. Februar 2011

Das Zentralkomitee, abgekürzt ZK, gehört im Machtgefüge kommunistischer Parteien zu den obersten Entscheidungsgremien. Es tagt nicht ständig, aber wenn es -hinter verschlossenen Türen- getagt hat, darf die erstaunte Öffentlichkeit anschließend mit ehrfürchtig-gruselndem Erstaunen die Beschlüsse erfahren. Nie ist so ganz klar, wer eigentlich was auf den Weg gebracht hat. Klar ist nachher nur, was hinten dabei herausgekommen ist.

Der DLV hat kein Zentralkomitee. Er hat den Verbandsrat. Der tagt ebenfalls (Gottseidank!) nicht ständig und immer hinter verschlossenen Türen. Nie ist so ganz klar, wer eigentlich was auf den Weg gebracht hat. Klar ist nur, was dabei herauskommt. Das wird stets anschließend verkündet, wenn auch oft tröpfchenweise und viel später. Für den Außenstehenden ist es undurchschaubar. Das DLV-Gremium ist eine prädemokratische Verbandsorganisation, von der man nicht einmal auf der offiziellen Seite des DLV im Internet nachlesen kann, wer in ihm Sitz und Stimme hat. Dazu muss man das DLV-Jahrbuch bemühen.

Dieser DLV-Verbandsrat hat am Freitag in Leipzig getagt. Wie praktisch: So haben sich seine Mitglieder die Anreise zu den Deutschen Hallenmeisterschaften bezahlen lassen können – im Zweifel nebst mit im Fahrzeug sitzenden Ehegatten. Dann haben sie  ganz im Geheimen beschlossen,  die deutsche Seniorenleichtathletik ab dem kommenden Jahr 2012 der Altersklassen M/W30 und M/W 35 zu berauben und die deutsche Mastersleichtathletik erst zehn Jahre später mit der Altersklasse M/W 40 beginnen zu lassen. In allen anderen Ländern der Welt beginnt die Seniorenleichtathletik mindestens ab M/W 35. Der Grund ist einfach: So werden aus aktiven Leichtathleten übergangslos aktive Seniorenleichtathleten. Jetzt verordnet hierzulande der DLV allen eine Zwangspause, die mit 30plus nicht so gern hinterher laufen, springen und werfen wollen.

Wir lesen hier in einem Beitrag der Vorsitzenden des Bundesausschusses („BA“) Senioren Margit Jungmann, dies sei mehrheitlich beschlossen worden und der DLV-Vize, sie selbst und irgendwie alle seien sehr traurig.  Aber warum, liebe Margit Jungmann, hast Du nicht vorher Alarm geschlagen?  Warum hat Dein BA nicht gegen dieses Vorhaben mobilisiert? Vor drei Wochen, bei der Senioren-DM in Erfurt hättet Ihr dazu Gelegenheit und Unterstützer ohne Ende gehabt.

Warum sind in Leipzig nicht DLV-Vizepräsident Dr. Matthias Reick, alle  Mitglieder des  BA Senioren und ebenso die Seniorenwarte der DLV-Landesverbände aufgestanden und haben gesagt: „Wenn Ihr Ignoranten dies beschließt, treten wird geschlossen zurück!“ Aus diplomatischen Gründen hättet Ihr sogar den Begriff „Ignoranten“ weglassen können.

Klebt Ihr etwa so an Euren Ämtern? Seid doch ehrlich: Der Leipziger ZK-Verbandsratsbeschluss macht Euch doch zu dummen Statisten und Euere Arbeit für die Seniorenleichtathletik zu einem Witz. Warum agiert Ihr nicht gegen Funktionäre, die Gegner der Seniorenleichtathletik sind und arrogant von oben herab und ohne jede Kenntnis der Menschen, die Seniorenleichtathletik treiben, Grundlegendes und Sinnvolles zerschlagen, denen internationale IAAF-Regeln wurscht sind und die Euch auch noch Eueren selbst gesetzten, aktuellen Arbeitsschwerpunkt aus der Hand schlagen, den Übergang von der Hauptklasse in die Mastersleichtathletik? Diese Funktionäre lachen ganz offensichtlich über Euch und alle Seniorenleichtathleten. Der DLV, längst und amateurhaft gescheitert im Kampf um öffentliche Anerkennung, TV-Übertragungen und Stadionrundbahnen  tritt dem Bereich zwischen die Beine, der der erfolgreichste der deutschen Leichtathletik ist. Ist ihm der dauerhafte Erfolg seiner Masterssportler, sind ihm die Seniorenleichtathleten etwa peinlich?

Kein Seniorenleichtathlet hat vergessen, mit welcher unsäglichen Tolpatschigkeit dieser DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop vor dem Deutschen Bundestag behauptete, bei den Senioren seien 80% gedopt (und erst nach Tagen und allenfalls halbherzig von seiner Unverschämtheit abrückte). Er ist -wie die meisten der Abstimmenden im Verbandsrat- ein alternder Funktionär ohne jeden tatsächlichen Bezug zu denen, die in seinem Alter immer noch aktiv Leichtathletik machen.

Mit ihm hat sich der Verbandsrat des DLV von der sportlichen Lebenswirklichkeit seiner Aktiven entfernt. Deshalb sollte er bei seiner nächsten Tagung, die auch wieder hinter verschlossenen Türen stattfinden wird,  zwangsweise  den einzigartigen Dokumentarfilm „Herbstgold ansehen müssen. Damit die Herrschaften jedenfalls die Chance haben zu verstehen, um was es bei der Seniorenleichtathletik geht. Und wenn im Film der Schwede Herbert Liedtke nach seinem 100m-WM-Finale spricht, dann sollten Sie ganz genau hinhören. Er kommentiert nämlich in Wahrheit nicht sein Abschneiden sondern diesen seltsam-anachronistischen Leipziger Beschluss…

Robert Koop