Heute stehen die Vorläufe über die Hürden an und für Udo Lippoldes der Weitsprung. Zunächst die Callroomzeiten checken, dafür steht eine große Tafel in der Eingangshalle. Gestern gab es welche, die es nicht gemacht haben und dann – einige Disziplinen waren eine Stunde vorverlegt – vom Aufwärmplatz in den Callroom kamen, als der Wettbewerb schon vorbei war. Das wird mir nicht passieren, denn bei den Hürden findet gleich der Endlauf statt, da nicht mehr als 8 Teilnehmer ihre Startkarte abgegeben haben.
Also krieg ich a bisserl was mit, was so nebenher passiert ist. Einen Sonderpreis müsste eigentlich Lüneburgs Carola Petersen ( W 50 ) bekommen für die eigentlich ballistisch unmögliche Leistung, einen Diskus über den grossen Käfig und den Zaun zu schmeißen direkt in einen kleinen See. Ob sie einen Fisch getroffen hat, werden wir nie erfahren.
Erste Staffelgespräche finden statt: bei den geringen Teilnehmerzahlen wird es nicht so einfach, vier für die 200 m zusammen zu kriegen; aber das Problem haben alle – mit Ausnahme der Kanadier. So muss ein Halbmarathoni anschließend in der M 70 die 200 m laufen. Dann ist er wenigstens gut warm.
Um 14 00 beginnt der Weitsprung. Mit dem Presseausweis darf ich in den Innenraum, setze mich ans Ende Weitsprunggrube und versuche, ein paar Bilder von Udo und unserem Bezwinger im 60m-Lauf Vlady Vybostok aus der Slowakei zu schießen.
Als Udo im zweiten Versuch 4,62 m springt -zwischenzeitlich Silber – entfleucht mir ein „Nicht schlecht, Herr Specht“ und das hat Folgen: Eine Kampfrichterin kommt auf mich zu und sagt mir, dass ich nicht zu den Athleten sprechen darf, geht dann zu einer anderen, der Oberkampfrichterin mit roter Binde um den Arm, die mir eine Verwarnung erteilt, d. h. wenn ich noch mal auf auf lettisch zu einem Chinesen sage, muss ich den Innenraum verlassen. Ein Lette, ein Kanadier sind vorn und Vlady springt mit 4,70 m Udo auf den 4. Platz. Das hat ebenfalls Folgen, denn der 3. dieses Wettbewerbs muss Pippi… Es werden nämlich die Wettbewerbe für die Dopingprobe ausgelost und dann wird gewürfelt, wer zur Dopingprobe muss. Beim M50-Weitsprung ist eine 3 gewuerfelt worden.
Das wäre ja kein Problem, aber Vlady muss um 17 00 seinen Greyhoundbus kriegen, um seinen Flieger nicht zu verpassen. Ich habe ihm zugesagt, ihn und seinen kleinen kanadisch-tschechischen Dolmetscher Marc zu fahren. Selbst in Schuld, wäre er 4, 61 gesprungen, wäre Udo dran und der hat Zeit. Problem ist aber jetzt. Vlady bekommt seine Rechte vorgelesen und er hat das Recht auf einen Dolmetscher. Ich renne raus und suche den kleinen Marc, finde ihn endlich. Die Belehrung erfolgt noch auf dem Platz und dann ziehen sie ab in die Katakomben zum Probenehmen, inzwischen ist es 14:45.
Und Vlady kommt und kommt nicht. Wo ist Behle? kennt jeder seit Bruno Moravetz legendärer Reportage. Doch wir fragen abgewandelt: Wo ist Vlady? Die Zeit schreitet fort und ich hole schon mal das Auto. In der Halle ist wenig los, es gibt keine Laufwettbewerbe an diesem Nachmittag. Wer schon mal dopinggeprobt hat, weiß: Manchmal gelingen die einfachsten Dinge des Lebens nicht ( insbesondere im Sommer ) 😉
Die freundlichen kanadischen Hilfskräfte klären für mich, ob Vlady sich noch in den Karakomben befindet, schließlich muss er auch noch seine Koffer holen, aber bis 17 00 taucht er nicht mehr auf. Die Auflösung werde ich wohl erst bei der EM in Ungarn erhalten, wenn uns einer dolmetscht, denn Vlady spricht so gut englisch wie ich slowakisch.
(Foto: Diskusfisch; © Ulla Trampert, pixelio.de)