Preußen

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„Ich wollte, es wäre Nacht und die Preußen kämen“, soll der Herzog von Wellington vor der Schlacht bei Waterloo gesagt haben. Es wurde Nacht und auch die Preußen kamen und Napoleon erlebte sein ‚Waterloo’.

An diesen Spruch fühlt man sich erinnert, wenn man die News – Ankündigung des Deutschen Leichtathletik Verbandes vom 07. Dezember 2010 „Deutsche Meisterschaften vor Neuausrichtung“ liest. Bei dieser Neuausrichtung sind auch die Senioren ein Teil eines neuen Wettkampfkonzeptes (u.a. Streichung der DAMM und Zusammenlegung der Deutschen Meisterschaft von Senioren I und Senioren II).

Doch derzeit gibt es nur eine nächtliche DLV-Dunkelheit – und sind die helfenden Preußen noch zu erwarten? Die Leichtathletik-Senioren stehen derweil auf dem Schlachtfeld und  harren  bislang paralysiert der Dinge. Ja, sie können Opfer werden einer Überlegung, in die sie gar nicht mit einbezogen wurden. Denn sie, die Senioren, vertreten durch ihre Seniorenwarte in den DLV-Landesverbänden, sind bislang gar nicht befragt worden, als es um eine Neuausrichtung des Meisterschaftsprogramms ging.

Vizepräsident Professor Dr. Michael Böhnke*1) sah während seiner Amtszeit weise vorausschauend die Notwenigkeit einer Neuausrichtung (M.B. nannte es ‚Reform’), während sein gleichfalls promovierter Nachfolger Dr. Matthias Reick*2) noch jüngst keinen generellen Bedarf an einer Überarbeitung des Wettkampfprogramms bemerkte und sich dafür auf einen funktionierenden runden Tisch unter Einbeziehung der DLV-Seniorenwarte und der Installierung des BA Senioren in einem Interview berief. Doch wie soll etwas funktionieren, wenn der Informationsaustausch gar nicht stattfindet und die Basis damit gar nicht zu Worte kommt? Werden etwa die Leichtathletik-Senioren, da in eigenen Funktionsgremien nicht nur bisweilen uneins, gar fremdbestimmt werden?

Eigentlich war die Zeit reif, über Reformen und eine Neuausrichtung nachzudenken und einen Schritt in die Athleten orientierte Zukunft zu tun – ganz aus eigenem Antrieb, mit frischen Ideen und mit eigenen Programmen, ohne auf die Nacht, auf den Willen anderer oder auf die Preußen zu warten.

Ein Kommentar von Ralf Peters

Quellen:
*1) Senioren Leichtathletik, Ausgabe Januar-Februar 2009 (Kommentar S. 7)
*2) Senioren Leichtathletik, Ausgabe März 2010 (Interview S. 13/14)
Wappen: Preußen

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7 Antworten to “Preußen”

  1. Manfred Vieweg Says:

    Da es im DLV wohl keine handelnden Preussen mehr gibt, der deus ex machina, der in der antiken Tragödie Konfliktfälle noch zu lösen vermochte, nicht in Sicht ist, wird es sicher zu einer Fremdbestimmung der Senioren kommen. Wie hoch dann der Anteil des Selbstverschuldens an der so genannten Neuausrichtung der Meisterschaften zuungunsten der Senioren sein wird, wird aller Wahrscheinlichkeit nach die nächste Landestagung der Seniorenwarte klären. Diese findet bekanntlich immer im Herbst eines jeden Jahres statt, also im letzten Quartal 2011, wenn der DLV das neue Programm längst entschieden hat.

  2. Klimmer, Hellmuth Says:

    Da muss ich meinen beiden „Vorrednern“ völlig zustimmen.Es ist für mich unverständlich, dass über relevante Veränderungen im Seniorenwettkampfsport (Streichung DAMM, Zusammenlegung DM I und II) nicht v o r h e r mit den Verantwortlichen beraten wird.
    Auf eine „unerwartete Hilfe“ (R. PETERs „Preußen“) zu warten, ist beim DLV-„Amtsweg“ (von mir s o oft kritisiert) sowieso utopisch.
    Wann endlich reagieren die von uns gewählten Verantwortlichen auch ohne förmliche Aufforderung (Eingabe!!!), z.B. auch auf die Vorschläge und Kritiken im Internet, auf herangereifte Probleme? Wann werden Jungmann, Stecher, Flucke, REICK, und die Seniorenwarte sowie „proMasters“ von sich aus aktiv ???

    H.Klimmer

    • Heinz Engels Says:

      Hallo Hellmuth,
      eine „Neuausrichtung“ ohne Einbeziehung der von Dir genannten Personen kann ich mir nicht vorstellen. Denn dann wären wir ja mit einer „Bananenrepublik“ vergleichbar. Oder ? 🙂

  3. Klaus Lange Says:

    Sehen Sie es mir bitte nach, Hellmuth, wenn ich Ihre (wirklich guten!) Vorschläge und Kritiken formal bzw. formalistisch sehe. Sie sprechen drei Ebenen an: a) die Basisebene, repräsentiert durch die Landesseniorenwarte, b) die gewählte und berufene Verbandsebene, repräsentiert durch den von Ihnen genannten Personenkreis und c) eine InteressenGmbH, die im DLV keinen Status hat. Während die InteressenGmbH durch das Masters-Mitglied Dietrich Tisch synoptisch vorgeht und wenigstens etwas initiiert und aufdeckt, beherrscht das Prinzip des Zufalls immer noch die Aktualisierungsszene in den DLV Gremien.
    Klaus L.

  4. Hans-Joachim Grande Says:

    Auch in einer demokratischen Gesellschaft kommen immer mal wieder diktatorische Anwandlungen von Menschen und Gremien an die Oberfläche.Der DLV war und ist von solchen Anwandlunge nicht frei (s.Meldungen und Zwangsverpflichtungen von Wettkampfkleidungen zu intern. Meisterschaften).Wann machen sich die gewählten Interessenvertreter des international größten und leistungsfähigsten Seniorenbereiches endlich auf, die Interessen der Senioren gegenüber dem DLV wirksam zu vertreten bzw. machen dem DLV eindeutig klar, dass über die Köpfe der Senioren keine Entscheidungen zu fällen sind. Demokratisch kann man die Handlungen des DLV gegenüber den Senioren nicht nennen oder benötigt er erst ein „Stuttgart 21“ der Senioren um Aufzuwachen?

  5. Peter Neumann Says:

    Es ist schon traurig, daß sich bei den Altersklassensportlern im Deutschen LAV die Meinung breit macht, daß sie nur Mittel zum Zweck sind. Es gibt da doch den schönen Spruch, daß die einzigsten, die stören, (in diesem Falle) die Senioren sind.

  6. Jürgen Rudert Says:

    Endlich tut sich was im DLV, was Senioren angeht. Von mir seit langen erbeten.
    Alt hergebrachte Grundsätze und immer an „Dem Selben“ festhalten, hieße Rückschritt.
    Ich bin voll einverstanden mit der Regelung 10er Gruppen und höhere Qualifikationen.
    Ich Hoffe das der Welt Seniorenverband das endlich auch einmal für Intern. Meisterschaften macht und durchsetzt. Wird allmählich Zeit, “ die alten Zeiten abzuschaffen und nach vorn zu sehen.

    WM -Qualis und EM Qualis müssen sich an den Deutschen Normen messen lassen. Und nicht daran, wer das meiste Geld ausgeben will und kann !!
    Und wer nur Freunde treffen und Urlaub machen will!
    Meisterschaft ist Meisterschaft und bedarf einer Qualifkation ! Insbesondere wer Deutschland vertreten will !
    Das ist meine Ansicht über die Dinge hier !
    Dabei respektiere ich alle Meinungen , die anders sind !

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