Posts Tagged ‘M/W 35’

Rausschmiss

26. Juli 2011

Der Verbandsrat des DLV….nach eingehender Beratung zur Förderung des Seniorensports beschlossen, die Altersklasse der Senioren mit M/W 30 beginnen zu lassen“ So lautet die offizielle Verlautbarung des Pressesprechers des DLV, Peter Schmitt vom letzten Samstag.
Wie bitte, Herr Schmitt? Der DLV berät eingehend und fördert den Seniorensport ab M/W 30? Ist das Ihr Ernst?
Darf man Sie vielleicht darauf hinweisen, dass es diese M/W 30 bereits seit Mitte der Siebziger gibt und die seit dieser Zeit bereits gefördert werden?
Nur sieht Ihre ‚Förderung‘ nun so aus, dass die bisherige Regelung außer Kraft gesetzt wird und die M/W 30 nicht mehr an Deutschen Meisterschaften teilnehmen kann.
Ist das eine ‚Förderung‘ oder eine ‚Beförderung‘ im Sinne von Rausschmiss?
Für die M/W 30, die bis Ende Juni 2011 noch ihre eigenen Meisterschaften hatte, ist das ein klarer Rausschmiss und keine Förderung.

Ein Ralf-Peters-Kommentar

Kurfürsten

22. Juli 2011

Noch mit dem Jetlag aus Sacramento in den Knochen finde ich wichtige Informationen in meinem E-Mailschließfach. Es  steht das nächste Highlight an oder der nächste Tiefpunkt.  Heute tagt der DLV-Verbandsrat in Kassel. Wie es so schön heißt „am Rande der deutschen Meisterschaften“.

Das Gremium hat dabei Aufgabe und  Gelegenheit, seine seltsame,  sportfeindliche Entscheidung vom Frühjahr zu korrigieren, mit der es die Altersklassen M/W 30 und 35 abschaffte und in der Realität so die 30-39jährigen Leichtathleten vom Wettkampfsport ausschloss. Mit diesem besonders undurchdachten Beitrag zum demografischen Wandel hatte der DLV-Verbandsrat seinerzeit nicht nur Kopfschütteln, sondern auch eine bis dahin nicht gekannte Unterschriftenaktion ins Leben gerufen: Die „internetten Sechs“ (lampis.netpromasters-lamasters-sportresults-model2010geherpokal und SeLA-Netz) kämpften schon  kurz nach Bekanntwerden der beschlossenen Abschaffung der Altersklassen („AK“) 30 und 35 beharrlich für die Beibehaltung der so wichtigen Altersgruppen der 30 bis 39-jährigen und starteten eine in der Geschichte des DLV einmalige Unterschriften-Aktion. Zusammen mit dem Fachmagazin ‚Senioren Leichtathletik‚, das von seiner aktuellen Ausgabe in diesen Tagen allen Landesverbandspräsidenten ein Freiexemplar zukommen ließ, wurde damit der Protest von rund 1500 aktiven Leichtathleten gegen das Hinausdrängen der U40-Generation aus der aktiven Leichtathletik dokumentiert. Dieser Protest richtet sich offen gegen ein Vorgehen, das sinnfrei der erfolgreichen deutschen  Mastersleichtathletik den „Nachwuchs“ wegnehmen will und wird – so es kommt.

Freunde! Der Spaß, der Ehrgeiz und die Freude, den die Mastersleichtathleten am aktiven Wettkampfsport haben, stören offenbar die Funktionäre um Schoeppe,  Girschikofsky & Co. Sie dulden allenfalls AOK-Hausfrauentrab und Trimm-dich-Aktionen. Das aber ist ebenso anmaßend wie dumm.

Was heute geschieht, ist dabei auch bemerkenswert undemokratisch. Denn da hat Bayernpräsident Schöppe in persona gleich 30 Stimmen, wenn er den Arm hebt. Sein westfälischer Kollege genauso viel und die Niedersächsin Rita Girschikofsky 14. Insgesamt 103 Contra-Stimmen reichen folgich  für das Ende der traditionellen Mastersleichtathletik (guckst Du hier den Beitrag von Blasius Hippel). Die Stimmen entfallen also nicht etwa auf die Landesverbände und eine mehrköpfige Delegation, die unterschiedlich votieren könnte. Allein der jeweilige Präsident eines Landesverbandes stimmt ab. Schöppe hält also sozusagen 30 Hände hoch.  Das ist abenteuerlich. Denn selbst wenn das höchste Gremium eines Landesverbandes beschlösse, die Altersklassen beizubehalten, könnte der Präsident mit allen Stimmen seines DLV-Landesverbandes gegenteilig abstimmen. Gleichzeitig hat der DLV-Präsident nur eine einzige, seine eigene  Stimme. Da stimmten ja die Kurfürsten und Kurbischöfe des Mittelalters demokratischer ab, weil jeder von ihnen bei der Wahl nur  eine Stimme hatte. Diese Strukturen und die  Neuordnung  der unübersichtlichen Schar von Landesverbänden sind der wirkliche Reformbedarf im zurzeit allenfalls noch drittligareifen DLV!

Bekannt geworden ist (erst) jetzt auch der aktuelle Antrag des Bundesfachausschusses (BFA) ‚Senioren‘  an den DLV-Verbandsrat. Dieser schlanke, bescheidene Antrag (lesen!) wird heute nicht angenommen werden.  Er wird wohl so entschieden werden, dass man sich auf die sogenannte  internationale Lösung verständigt. Abgeschafft bleibt die Altersklasse M/W 30. Die Submasters, aus der  sich die Leichtathletikseniorinnen und -senioren in der Vergangenheit rekrutiert haben, sind dann Geschichte. Bei mir war es die DM 1991 in Hagen (Westfalen), als ich über 800m Vierte wurde und meine beiden Ältesten tödlich beleidigt waren, dass „Mama keine Medaille“ bekam. Für mich war der Wettkampf ein tolles Gefühl, nach -zig Jahren und fünf Kindern „wieder da“ zu sein! Ich glaube nicht, dass ich fünf Jahre in der allgemeinen Wettkampfklasse hinterher gelaufen oder erst mal eine mehrjährige Warteschleife eingelegt hätte.  Der in Aussicht stehende M/W-35er-Beschluss den z.B. Nordrhein, Westfalen und Hessen heute  favorisieren, ist also in Wahrheit nur ein fauler Kompromiss. Er kneift mit der Altersklasse M/W 30 nämlich das ab, was nicht abgekniffen werden darf.

War folglich aller Protest vergebens? Heute denke ich da an den mutigen, aufrüttelnden Rücktritt des Aktivensprechers Wolfgang Ritte, an die vielen SeLa-Leserbriefe, Kommentare, Interviews und an die besonders beeindruckende Stadionansprache von Thomas Ritte bei der DM Senioren I in Ahlen vor ein paar Wochen. Alle hatten eines zum Ziel: M/W 30 und M/W 35 müssen bleiben. Der Verbandsrat des DLV wird sich dummerweise anders entscheiden und damit ein funktionierendes gutes System zerschlagen, um das uns ganz Leichtathletik-Europa beneidet.

Oder geschieht ja doch noch ein Innehalten? Denn die Hälfte ist natürlich nicht genug. Die Leichtathletik braucht das Ganze, Ihr Funkti0näre! Aber wenn ihr statt dessen  nur die AK  M/W35, also 50% zulasst und Euch oberflächlich-gönnerhaft auf Internationales beruft, dann doch bitte mit allen Konsequenzen: International gilt bei der AK-Zugehörigkeit die Geburtstagsregelung statt der DLV-Jahrgangsregelung sind und alle Wettbewerbe in allen Altersklassen. Und die internationalen Maße und Gewichte. Rosinenpicken ist da nicht. Nioch ist Gelegenheit, einen Fehler zu korrigieren. Heute in Kassel, am Rande der Meisterschaften.

(Foto: Titelbild Seniorenleichtathletik August 2011; Grafik re.: Druck des Kurfürstenkollegiums bei der Wahl Heinrichs VII. )

Initiative

27. Juni 2011

Die Aussage  des Wochenendes bei der DM Senioren I in Ahlen kam von keinem Geringeren als Dr. Thomas Ritte, als er vom örtlichen Veranstalter für seine drei Siege (110 m Hürden, Weitsprung, Stabhochsprung) am Sonntagmittag besonders geehrt wurde
Nach der Ehrung im Sportpark Nord der westfälischen Stadt ergriff Dr. Thomas Ritte das Mikrofon und hielt ein beeindruckendes Plädoyer: „Ohne M/W 30 und M/W 35 gibt es keine Zukunft für die Seniorenleichtathletik“, sagte der Athlet des Weseler TV und führte den Anwesenden vor Augen, was passiert, wenn diese beiden Altersklassen gestrichen werden. Für seine beherzte spontane Rede erhielt der Arzt lang anhaltenden (und ehrlichen) Applaus der Athleten, Betreuer und Kampfrichter.

Danach zeichnete LG-Vorsitzende Manfred Kreutz (Foto: links neben Dr. Ritte) danach die LG Neiße und ihren Betreuer Gerd Scholz mit einem weiteren Ehrenpreis aus. Anlass war die T-Shirt-Initiative der LG Neiße, die von den sächsischen Aktiven ausging.

(Foto: © LG Ahlen)

103

6. März 2011

… oder Ross und Reiter

„Der DLV“ hat in Leipzig entschieden, die Senioren, die unter 40 sind, in die „Wüste“ zu schicken, sie nicht mehr als Senioren anzusehen. Dieser Beschluss hat allenthalben Bestürzung und Unverständnis hervorgerufen. Diese Altersklasse fühlt sich „vom DLV“ auf die Straße gesetzt.

Wer ist denn „der DLV“, der dieses „Todesurteil“ verkündet hat?

Der Ausschluss der Senioren U40 basiert auf einer Änderung der Leichtathletik-Ordnung des DLV, in der die Altersklassen in § 3 definiert sind. Diese Änderung hat der Verbandsrat in Leipzig beschlossen. Der Verbandsrat besteht aus den Präsidenten der zwanzig Landesverbände sowie den Mitgliedern des Präsidiums. Bei Änderung der Leichtathletik-Ordnung gilt das sog. „qualifizierte Stimmrecht“, d.h. jeder Landesverband hat, entsprechend seiner Mitgliederzahlen, unterschiedliche Stimmen, nämlich pro angefangene 5.000 Mitglieder eine Stimme. Zusammen kommen dabei insgesamt 189 Stimmen. Hinzuzuzählen sind die Stimmen der Präsidiumsmitglieder und die eines weiteren (neben dem im Präsidium bereits vertretenen Athletensprecher) Athletenvertreters. Dies sind – einschließlich der Ehrenpräsidenten – insgesamt 15 plus ein Athletenvertreter mit jeweils einer Stimme. Über die Änderung der Leichtathletik-Ordnung entscheiden daher insgesamt 205 Stimmen, die Mehrheit. Die beiden ebenfalls zum Präsidium gehörenden IAAF- und EA-Council-Mitglieder Prof. Helmut Digel und Frank Hensel sind bereits Präsidiumsmitglieder – wobei die aktuelle DLV-Satzung immer noch davon ausgeht, dass es sich beim EA- um ein EAA-Council-Mitglied handelt..

Eine Änderung der Leichtathletik-Ordnung bedarf daher der Mehrheit der abgegebenen Stimmen, also, wenn alle Mitglieder anwesend sind und abstimmen, 103 Stimmen.

Damit man sich einmal einen konkreten Überblick verschaffen kann, wer über die Abschaffung der Altersklassen M/W 30/35 abgestimmt hat und mit wie vielen Stimmen, hier eine Zusammenstellung – auch als Hilfe, um sich konkret an die Entscheidungsträger des „Leipziger Beschlusses“ zu wenden.

Hier werden Ross und Reiter benannt!

Blasius Hippel

 

(oFto: Abstellgleis von ©  Herbalizer)

Unterschriftenaktion

3. März 2011

Zur Unterschriftenaktion

Liste der Unterzeichner

Eine gemeinsame Aktion von
“lampis.net”, “masters-sport.de”, “results-model2010.de“, „proMASTERs” und “SeLa-Netz”.

Rückschritt

15. August 2009

images-1Auf ihrem Kongress in Berlin hat die IAAF eine plötzliche Kehrtwendung vollzogen und man reibt sich ungläubig die Augen: Künftig gibt es keine Wertung der „Altersklassen M/W 35“ bei Straßenlaufwettbewerben mehr. Auf der WMA-Generalversammlung in Lahti wurde dies diskutiert und die Delegierten erfuhren einige Hintergründe: Die Veranstalter der beiden Stadtmarathons in London und New York sind Ausgangspunkt der Regeländerung, Sie wollten die Altersklassenänderung.
Die WMA-Delegierten in Lahti haben klar gegen eine solche Änderung votiert. In Lahti war dabei auch zu hören, dass das IAAF Masters Committee ebenfalls gegen diese Änderung der Altersklassen gestimmt hat, nachdem erst 2005 beim IAAF Kongress in Helsinki auf Antrag der WMA die Altersklasse 35 der Männer  eingeführt worden war.

Daher ist das jetzt Beschlossene ein Rückschritt, und  Konfusion ist die Folge; denn 35-jährige Masterssportler  und Masterssportlerinnen werden zwar über 5.000m oder 10.000m im Stadion gewertet, aber nicht über dieselbe Distanz auf der Straße und dies für eine oder zwei Handvoll Weltklasse-Laufprofis, die nie bei einer Senioren-WM starten werden.

Und was passiert, wenn nun auch die Werfer, deren Spitzenathleten bekanntlich oft älter als 35 sind, ebenfalls einen Antrag stellen?